Der reformierte Theologe lehrte an der Hohen Schule in Herborn, wo er als "väterlicher Freund und treuer Berater" hohes Ansehen bei den Studenten genoss. Es ist durchaus möglich, dass - wenn nicht seine Familie - die Studenten die Totenmaske nach seinem Tod am 20. Januar 1753 in Auftrag gegeben haben.

Lange Jahre wurde die Totenmaske in der Bibliothek des Theologischen Seminars im Herborner Schloss aufbewahrt; zusammen mit einem kleinen Kissen, einem zusammengelegten Nachthemd und einer Nachtmütze des Gelehrten. Wahrscheinlich ist die Wachsmaske mit diesen Utensilien als Erinnerungsstück in der Wohnung der Familie zu sehen gewesen - ganz ähnlich zu denken wie bei einer zu dieser Zeit üblichen Aufbahrung eines Verstorbenen in den Privaträumen.

Als 1676 im Wittgensteiner Land geborener Pfarrerssohn kam Johann Heinrich Schramm im Alter von 14 Jahren nach Herborn, um an der Hohen Schule Theologie zu studieren. Hierher kehrte er nach Stationen an mehreren niederländischen Universitäten auch wieder zurück: 1701 wurde er an die Hohe Schule berufen, um "Beredtsamkeit, Geschichte und griechische Sprache" und als "Paedagogearch" zu lehren, als Leiter des Pädagogiums - einer Vorstufe der Universität, mittels derer die Studierenden einen gleichen Wissenstand erlangen sollten. Schramm strebte jedoch nach Höherem und promovierte 1706 in Frankfurt/Oder. 1709 wird er dritter theologischer Professor in Herborn.

Nun bleibt er der Stadt an der Dill treu: Nur zwischen 1721 und 1723 lehrt er an der Marburger Philipps-Universität, muss aber auf Geheiß von Fürst Wilhelm II. von Nassau-Dillenburg wieder nach Herborn zurückkehren. Aus Altersgründen legt er 1745 sein Predigtamt nieder, kümmert sich aber als Superindendent weiter um die Pfarrerausbildung. 1753 stirbt er und wird in der Stadtkirche beigesetzt, wo noch heute rechts neben dem Haupteingang ein Epitaph an ihn erinnert.

Die Totenmaske ist eine Dauerleihgabe des Theologischen Seminars Herborn. (Klaus Kordesch)