Die vier Druckstöcke und das kleine Büchlein stammen aus dem Besitz des Tabakhändlers Jacob Christian Weyell. Ebenso wie sein Vater Johann Peter Weyell war Jacob Christian Angehöriger der Herborner Kaufmannschaft und hatte um 1817 seine Tabakfabrik gegründet, die er seinerzeit wahrscheinlich noch als Nebenbetrieb seiner Groß- und Einzelhandelsgeschäfte betrieb.

Den Tabak bezog die Firma Weyell vor allem aus Rotterdam. Mit den Druckstöcken wurden quasi „Zertifikate“ hergestellt worden, die den Käufern die hohe Qualität und die Echtheit der Ware garantieren sollten. Die Inschrift lautet:

Leider werden meine Zeichen und Wappen häufig nachgemacht. Um Irrthum zu verhüten und damit meine Abnehmer für die Folge nicht getäuscht werden können, werde ich den aus meiner Fabrik kommenden reinen und gesunden Tabaken diese Nachricht in meinem Namen deutsch gedruckt nebst dem Fabrikzeichen beifügen.

Laut mündlicher Überlieferung handelt es sich bei der Druckerpresse, die Weyell für das Herstellen der Etiketten nutzte, um jene, die in der Abteilung „Hohe Schule“ des Museums ausgestellt ist. Möglicherweise wurden die gedruckten Etiketten den „Großhandelspackungen“ beigelegt und kamen tatsächlich nicht beim Endverbraucher an. Dieser kaufte kleine Mengen, die in speziellen Tüten abgegeben wurden. Tabak war allerdings auch zu früheren Zeiten nicht unumstritten: Schon um 1623 berichtete Professor Rosenbach aus Herborn, der eine damals noch als seltenes Gewächs bezeichnete Tabakpflanze in seinem Garten kultiviert hatte, in seinen Collegienheften von einer „Rauchprobe“, die zur Auflösung der Gesellschaft infolge „allgemeinen Unbehagens“ führte. Rosenbach und alle Beteiligten pflegten von da an einen „Tabaksgroll“ und stellten „zur öffentlichen Bekundung ihrer unüberwindlichen Abneigung den Teufel mit dem Attribut einer brennenden Pfeife“ dar (nachzulesen bei E. Huth: Herborn – Mark und Stadt). Der Buchdrucker Corvin hingegen ließ sich mit seinen Freunden die Pfeife gut schmecken.

Seit  dem 16. Jahrhundert wurde Tabak auch in den Niederlanden und in Deutschland angebaut. In der 1832 in Hadamar erschienenen „Flora des Herzogtums Nassau“ wird er sogar als „wild wachsendes Gewächs“ bezeichnet. „Nicotiana tabacum“, die zur Gewinnung des Rauchtabaks verwendete Pflanze, wurde in mehreren Gegenden des Herzogtums angebaut, außerdem fand man in vielen Gärten den sogenannten Bauerntabak (Nicotiana rustica). In der „Beschreibung des Herzogtums Nassau“ von 1843 bezeichnete Christian Daniel Vogel Tabak als „Fabrikpflanze“. Und in Uckersdorf lässt heute noch der Flurname „Tabaksgarten“ die Vermutung zu, dass die Pflanze auch hier angebaut wurde.

Im Besitz der Weyells haben sich allerdings nicht nur eigene Druckstöcke befunden, sondern auch niederländische: Zwei davon sind ebenfalls als „Objekt des Monats“ zu sehen. Weyell hat zudem auch die Etiketten und „Logos“ anderer Tabakfabrikanten in dem kleinen Buch gesammelt, das gemeinsam mit den Druckstöcken ausgestellt wird.