Die halbierte Säule und die Holztafel sind Relikte aus der 1862 abgebrochenen sogenannten „Totenkirche“ am 1601 „in Gebrauch genommenen“ Alten Friedhof. Das in den Folgejahren erbaute Gotteshaus stand außerhalb der Stadtmauer neben dem heute als Leonhardsturm bezeichneten Stadttor, der Neuen Pforte. Teile der Mauer zum heutigen Stadtpark in diesem Bereich sind Reste der Totenkirche.

Die Holztafel erinnert an den großen Stadtbrand vom 20. August 1626, dem neben 214 Häusern und dem Herborner Rathaus auch die Totenkirche zum Opfer fiel. 1633 begann man mit dem Wiederaufbau der Kirche, für den auch in den umliegenden Dörfern gesammelt wurde. 1641 war die neue Totenkirche fertig. Für den Unterhalt der Kirche wurde ein Fonds eingerichtet.

1837 erwähnen die Quellen „Gebrechen“ an der Kirche, die dann zusehends verfällt. Ein Abbruch war indes nicht gewünscht, auch nachdem längst keine Gottesdienste mehr in dem baufälligen Gotteshaus gefeiert wurden. 1861 hat man das zuvor als Lagerhaus verpachtete Gebäude dann zum Abreißen versteigert. Die Kanzel und der zugehörige Schalldeckel sind in der Burger Kirche erhalten geblieben.

Wie die Säule und die Gedenktafel ins Museum gelangten, ist nicht bekannt. Die Vermutung liegt nahe, dass Johann Heinrich Hoffmann, der neben der Herborner Pumpenfabrik und der Volksbank auch den Geschichtsverein mitbegründete, sie beim Abriss gesichert hat. Der Alte Friedhof wurde 1886 geschlossen, Bestattungen fanden danach in der Au statt.

(Klaus Kordesch)

Als man schrieb Sechzehn
hundert Jahr Samt zwanzig sechs,
war Grosgefahr am 20ten Tagaugust
ward ich durch Kriegs=Gewalt ganz jämmer
lich beneben dieser Stadt Rathauß, und
noch zweihundert vierzehn Hauß zu Asch
verbrant. Doch Gott die Gros=
Noth abgewandt. Er hat mich wieder auf
gebracht. Und ferner zum Bäthauß gemacht,
Durch mittel derr die ohne Scheu
ihm Leisten dienst und alle Treu.
Er wolle mich samt dieser Stadt
fernerhin bewahren für Brand und Schad.